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Kleine Häppchen, gekonnt gemacht

Finger-Food: Wer mit allen Sinnen genießen will, darf Speisen auch mal anfassen. Und Spaß macht solches Essen allema

Vor ein paar Jahren war ich Gast auf einer spanischen Hochzeit. Uns wurde ein schön deko- rierter Teller serviert. Darauf: wunderbarer Serrano-Schinken, Kroketten, Calamares, frisch gekochte Riesengarnelen und in einer kleinen Schüssel herrli- che Muscheln. Ich staunte nicht schlecht, als ich bemerkte, dass alle mit den Fingern aßen. Sehr geübt befreiten sie blitzschnell die Garnelen von ihrem Panzer, um sie genüsslich in den Knob- lauch-Dip zu tunken, schälten die Muscheln und wickelten den Schinken um ein Stück Brot ...

Das ist eine ganz unkonven- tionelle Essens-Art, aber ein Riesen-Spaß! Klar gibt es Men- schen, die rigoros Finger-Food ablehnen. Ich aber liebe es, wirk- lich mit allen Sinnen zu genie- ßen und dazu gehört eben auch, die Speisen zu fühlen. Manch- mal ist es einfach nicht vermeid- bar, mit den Fingern zu essen. Auf spanischen Hochzeiten zum Beispiel – wer sich da nicht an die Gepflogenheiten am Tisch anpasst, geht vermutlich hungrig nach Hause.
Mit ihrer Liebe zum Finger- Food sind die Spanier keines- wegs allein. Die Iraner wickeln ihr Kebab in Teigfladen, damit es leichter zu essen ist. Den ganz großen Abwasch ersparen sich auch die Inder, indem sie mit Naan-Brot ihre würzigen Curry-Gerichte dippen. Thailän- der verwenden klebrigen Reis, den sie zu Kugeln mit einer klei- nen Kuhle formen. Das Reis- bällchen dient dann als prak- tischer Natur-Löffel, mit dem Fleisch- oder Fischgerichte aus einer gemeinsamen Schüssel ge- gessen werden.
Das perfekte Finger-Food ist meines Erachtens frisch geba- ckene knusprige Pizza. Mein liebstes spanisches Finger- Food-Gericht ist die Tortilla. Das spanische Omelette, eine wahre Institution im Land, be- steht für gewöhnlich aus gewür- felten, in Olivenöl gebackenen Kartoffeln, gehackten Zwiebeln und Eiern. Das Rezept variiert von Familie zu Familie und wird von Generation zu Ge- neration weitergegeben. Mei- ne Frau lässt Toast verkohlen, aber ihre Tortilla ist einfach phänomenal!
Tortilla ist in meinen Augen der perfekte Snack für zwi- schendurch, besonders gut mit etwas knusprigem Brot und ei- nem Glas Rotwein. Also: Krem- peln Sie die Ärmel hoch und tauchen Sie im wahrsten Sinne des Wortes in ein kulinarisches Vergnügen ein!

Pizza mit Tomate, Mozzarella und frischem Basilikum

Zutaten für das Tomaten-Pesto* aus sonnengetrockneten Tomaten
2 Knoblauchzehen, geschält
100 ml Olivenöl
150 g sonnengetrocknete Tomaten
1 EL Pinienkerne (piñones)
2 EL Parmesan, frisch gerieben
1 Prise schwarzer Pfeffer
Zutaten für den Pizzateig
250 g weißes Mehl
5 EL Olivenöl
1/2 TL Salz
1/2 TL Trockenhefe (levadura)
150 ml Wasser, lauwarm
Zutaten für den Belag
6 Cherry-Tomaten, halbiert
1 Mozzarella, in kleine Stücke geschnitten
25 g Parmesan, gerieben
6 frische Basilikum-Blätter, in Stücke gerissen (albahaca)
6 frische Basilikum-Blätter als Garnitur

Tomaten-Pesto Grieß oder Polenta zum Betreuen des Backblechs (polenta)
Zubereitung des Tomaten-Pestos: Alle Zutaten bis auf das Olivenöl in eine Küchenmaschine geben und zerkleinern. Bei höchster Stufe nach und nach Olivenöl einfüllen.
Zubereitung der Pizza: Mehl, Hefe, Olivenöl und Salz in eine Küchenmaschine geben und mischen. Langsam das lau- warme Wasser hinzufügen und zu einem geschmeidigen Teig kneten. Diesen in eine abge- deckte Schüssel füllen und etwa eine Stunde gehen lassen.
Den Ofen auf 200 bis 220 Grad vorheizen.
Den Teig zu einer großen Pizza ausrollen – je dünner der Teig ausgerollt wird, umso knuspriger wird die Pizza.
Tomaten-Pesto großzügig auf dem Boden verteilen und
die Pizza vorsichtig auf das mit Polenta oder Gries bestreute Backblech schieben (so klebt der Teig nicht fest). Die Pizza mit Tomaten, Mozzarella, Parmesan und Basilikum belegen und et- wa 20 Minuten backen, bis sie knusprig und goldbraun ist. Am Schluss mit ein paar Basilikum- Blättern garnieren und servieren.
*Pesto rosso, rotes Pesto, ist ei- ne Variante des traditionell grü- nen Pestos. Die Zugabe sonnen- getrockneter Tomaten verleiht ihm ein markantes, aber mildes Aroma. Besonders gut passt es auch zu Pasta und auf Bruschet- ta. Oder bestreichen Sie damit doch einfach mal ein Hähnchen vor dem Backen. Zum Konser- vieren das Pesto in einem fest verschlossenen Glas aufbe- wahren, etwas Olivenöl darauf geben, wenn es zu trocken er- scheint – so bleibt es bis zu zwei Wochen frisch.

Spanische Tortilla

6 Eier 4 große Kartoffeln, ge- schält, in feine Scheiben geschnitten
1 Gemüsezwiebel, fein ge- hackt
1 kleine, grüne Paprika, fein gehackt
300 ml Olivenöl
1 EL Olivenöl
Flor de Sal frischer Pfeffer
Olivenöl in einer beschich- teten Pfanne erhitzen. Da- rin die Kartoffeln 8 bis 10 Minuten frittieren, bis sie weich werden. Zwiebel und Paprika hinzufügen und weitere 3 bis 4 Minu- ten ausbacken. Kartoffeln, Zwiebel und Paprika in ei- nem großen Sieb abtropfen lassen.
Die Eier in eine Schüs- sel geben und mit den lau- warmen Kartoffeln, Zwie- bel- sowie Paprikastück- chen mischen. Mit Flor de Sal und frischem Pfeffer abschmecken.
Einen Esslöffel Oliven- öl in einer Pfanne erhitzen und die Ei-Kartoffel-Mi- schung hinzufügen. Mit einem Holzlöffel umrüh- ren. So lange anbraten, bis die Unterseite goldbraun und knusprig ist. Nun das Omelette auf einen großen Teller stürzen und mit der anderen Seite nach unten vorsichtig zurück in die Pfanne gleiten lassen und so lange kochen, bis es in der Mitte fest wird. Die Tortilla auf einem großen Teller anrichten und 5 bis 10 Minuten ruhen lassen. Erst kurz vor dem Servie- ren in Stücke schneiden.

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