Direkt zum Hauptbereich

Zupacken und aussaugen!

Wild und intensiv – der Genuss von frischen Garnelen ist für manche Menschen ein nahezu erotisches Erlebnis.

Ohne gutes Salz und hochwertiges Olivenöl wäre ich in meiner Küche verloren. Meiner Meinung nach werten diese beiden magischen Zutaten sofort Speisen auf und ver- stärken viele andere Geschmäcker. Aber es gibt eine andere Zutat, nach der ich geradezu süchtig bin, und die ich allem anderen vorziehe: die „Gamba de Sóller“.
Jedes Mal, wenn ich über den Markt von Palma schlendere, er- tappe ich mich dabei, wie ich beim Anblick der superfrischen, vor Ort gefangenen Gambas aus Sóller in Verzückung gerate. Ich glau- be nicht, dass es möglich ist, sich etwas Feineres in den Mund zu stecken. Dieser intensive, wilde Geschmack, der in deinem Mund förmlich explodiert, wenn du in ihr festes Fleisch beißt ... es gelüstet mich nach mallorquinischen Garnelen, so wie es schwangere Frauen nach Schokolade gelüstet.

Die beste Art, sie zuzubereiten, ist auch die einfachste. Man streut nur ein bisschen Meersalz in eine heiße, flache Pfanne und legt die ganzen Garnelen darauf. Dort lässt man sie 20 Sekunden, bis sie anfan- gen zu rösten, dann übergießt man sie mit ein wenig Olivenöl. Weitere 20 Sekunden warten und mit gehackter Petersilie und zerdrücktem Knoblauch bestreuen. Die Garnelen wenden, noch ein bisschen Oliven-öl darüber geben, dann eine weitere Minute garen lassen. Das Ergebnis ist ein berauschendes Aroma und eines der größten Geschmackser- lebnisse, das man auf der Welt fin- den kann.
Garnelen aus Sóller zu essen, ist nichts für bescheidene und schüchterne Menschen. Du musst mit den Fingern zupacken und sie aussau- gen, bevor du das Fleisch aus ihren knusprigen roten Panzern pulst. Manche Leute mögen vielleicht den Kopf übrig lassen. Das sollte ver- boten werden, da der Kopf der aro- matischste Teil der Garnele und fast unverschämt gut ist ... Man muss einfach die ganze Garnele essen!
Wissen Sie, die Gambas sind teuer und deshalb sollte man nichts wegwerfen. Das Wichtigste beim Kauf der „Gambas de Sóller“ ist, dass sie frisch sind. Das können Sie an der Beschaffenheit ihrer Schale sehen: Die sollte eine glän- zende, lebendige rote Farbe haben, druckfest und gleichzeitig elastisch sein. Wenn sie auf Eis konserviert werden, wird ihr Kopf schnell dunkel und ihr Wert für Feinschmecker geht verloren. Aus diesem Grund ist es am besten, sie frisch gefangen zu verzehren. Wenn Sie es einfach nicht über sich bringen, auch die Köpfe zu essen, heben Sie sie auf, denn man kann daraus eine wunderbare Soße machen, die dem gewöhnlichsten Fischgericht einen einzigartigen Geschmack verleiht.
Die meisten Tapasbars haben ein Gericht, das sich gambas con gabardina nennt, auf der Speisekarte, wörtlich übersetzt heißt das „Garnelen im Regenmantel“. Die Garnelen sind gepult, nur der obere Teil des Garnelenschwanzes bleibt. Sie werden in Bierteig getaucht und in heißem Öl frittiert. Ein anderes einfaches Tapas-Gericht ist gambas al ajillo. Man kann es in nur wenigen Minuten mit Knoblauch, Garnelen, Olivenöl und Chili zube- reiten. Normalerweise werden die Garnelen bei diesem Gericht in Öl schwimmend serviert, so dass man unbedingt knuspriges Brot braucht, um die Soße aufzutunken.
Gambas con gabardina
 

Zutaten für vier bis sechs Personen: 
30 Garnelen, entdarmt und ent- schalt (das Schwanzende wird drangelassen)
2 große Eier 

250 g Mehl 
1 TL Backpulver 
250 ml Bier 
1 Prise Salz 1 Prise Paprikapulver 
300 ml Öl 
In einer großen Schüssel die Eier, Mehl, Backpulver, Salz und Paprikapulver verquirlen. Das Bier zufügen und an ei- nem warmen Ort 20 Minuten stehen lassen. Es soll sich ein schöner dicker Bierteig bilden.
Das Öl in einer Pfanne bei großer Hitze erwärmen. Je- de Garnele in den Bierteig tunken (indem man sie am Schwanz festhält) und ins Öl geben. Sie sind schnell fertig, circa eine Minute garen, bis sie goldbraun sind. Auf einem Küchenpapier das Öl abtrop- fen lassen. Heiß mit ein wenig Aioli servieren.

Gambas al ajillo
Zutaten für vier bis sechs Personen: 

350 g Garnelen, vorzugsweise aus Mallorca 
100 ml Olivenöl extra virgine 
3 große Knoblauchzehen, in dünne Scheiben geschnitten 
1 rote Chili, fein gehackt 
2 Tl gehackte, frische Petersilie
1⁄2 Zitrone, ausgepresst
Das Öl in einer kleinen Pfanne erhitzen. Knoblauch und Chili hinzufügen und ein paar Sekunden leicht brutzeln lassen. Wenn der Knoblauch ein bisschen Farbe bekommt, sofort die Garnelen dazugeben. Bei großer Hitze ein bis zwei Minuten auf jeder Seite anbraten, bis die Garnelen außen golden und innen immer noch feucht sind. Von der Kochplatte nehmen, mit Petersilie bestreuen, mit Zitro- nensaft beträufeln und noch brutzelnd servieren.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Keine Angst vor der Eiercreme!

Wie Ihnen die Zubereitung der Grundlage himmlischer Nachspeisen gelingt Eines der ersten Dinge, die ich wäh- rend meiner Kochausbildung ge- lernt habe, ist die Zubereitung einer Eiercreme. Sie ist die Küchen- Hürde, die jeder Jungkoch nehmen muss, aber auch eine wunderbare Basis für eine Vielzahl herrlicher Nachspeisen wie Crème brûlée, Bayerische Creme, Pudding oder auch Eiscreme. Obwohl die Herstellung ei- ner Eiercreme eigentlich einfach ist – im Prinzip mischt man nur Eigelb, Milch, Sahne und Zucker – wissen viele nicht, wie sie rich- tig gemacht wird. In Zeiten von Convenience Food scheint solches Küchen-Know-how etwas verloren gegangen zu sein. Hinzu kommt die Angst, dass statt der Eiercreme Rührei entsteht. Wer aber einmal den Dreh raus hat, wird nie wieder auf Fertigprodukte zurückgreifen.

Saison des wilden Spargels auf Mallorca

Wilder Spargel oder "Ttrigueros", wie sie hier in Spanien genannt werden, wachsen in der Zeit von März und April auf ganz Mallorca. Die Einheimischen verbringen Stunden mit dem durchsuchen der Felder und Straßenränder  um Ihre Körbe mit dem Spargel zu füllen. In bestimmten Teilen von Spanien, wird die Suche nach grünem Spargel fast als Sport angesehen, da es einer scharfen Beobachtungsgabe bedarf und man beim suchen gewagte Wege und Felder absuchen muss um diesen wilden Spargel zu finden.